Unser Bild vom Kind in der offenen Arbeit

Wir gehen in der offenen Arbeit davon aus, dass sich jedes Kind entsprechend seiner Fähigkeiten und Fertigkeiten in seinem Tempo weiterentwickelt. Unsere Aufgabe besteht darin, den Kindern Impulse und Reize zu geben, sie neugierig zu machen, und sie zu begleiten, Lebensräume zu schaffen, in denen die Kinder wachsen können.

Das Efeu findet seine Bestimmung, wenn es klettern kann, die Seerose, indem sie schwimmt, die Tulpe entfaltet sich erst richtig, wenn sie aufrecht wachsen kann und das Steinkraut, wenn es über den Boden kriecht. Alle sind Pflanzen, und doch findet jede ihre optimalen Entwicklungsbedingungen auf ganz unterschiedliche Weise.

Genauso verhält es sich bei den Kindern. Alle sind Menschen, und doch findet jeder seine Bestimmung ganz individuell.

Übertragen auf den offenen Kindergarten bedeutet dies, dass wir viele Funktionsräume haben, in denen die Kinder entsprechend ihrer Vorlieben und Stärken spielen und sich ausprobieren können.

Wir trauen unseren Kindern etwas zu, aber wir muten ihnen auch etwas zu. Dazu ein Zitat aus dem kleinen Prinzen: 

Der kleine Prinz will seine Rose mit einem Glaskolben schützen. Sie aber sagt : „Wenn ich Schmetterlinge sehen will, muss ich auch zwei oder drei Raupen aushalten.“

Manchmal ist es auch für Kinder wichtig, etwas aushalten zu müssen, Hilflosigkeit zu spüren und sich selber aus dieser Situation herauszuholen. Zu frühe Hilfe von Erwachsenen hilft dem Kind nicht, sondern behindert es eher.

Durch die freie Wahl der Spielorte und Spielpartner lernen die Kinder, Verantwortung für sich und andere zu übernehmen. Sie gestalten ihren Kindergartenalltag selbst aktiv mit. Die Kinder sind selbstbestimmte Individuen. Sie bestimmen, wann sie Hunger haben, wann und mit wem sie essen wollen, mit wem sie spielen, was sie für ein Angebot machen, wo ihre Grenzen sind.

Wir richten unsere Angebote nach den Kindern, entwickeln diese aus Beobachtungen, Wünschen und Anregungen der Kinder. Auch die Kinder selbst gestalten Angebote. Wir begleiten und unterstützen in dem Maße, wie es gewünscht oder gebraucht wird.

Unser Wunsch ist, das Mitbestimmung, das Aufstellen von Regeln und Grenzen gemeinsam mit den Kindern geregelt wird. Wir nehmen die Kinder ernst in ihren Belangen und sind stets bemüht, einen gemeinsamen Nenner zu finden.

Wir passen die Bedingungen den Kindern an, nicht die Kinder an die Bedingungen. Denn nur zufriedene Kinder können sich sozial konstruktiv verhalten.

Überforderte, unterforderte, unverstandene Kinder zeigen zwangsläufig immer irgendeine Form störenden oder destruktiven Verhaltens.

Offene Arbeit bedeutet für uns, nicht stehen zu bleiben, immer bereit zu sein, voneinander und miteinander zu lernen und sich kritisch mit sich und seiner Arbeit auseinander zu setzen.

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